Ofen für Explosivstoffe – Sicher, effizient und zertifiziert

Beim Thema „Ofen für Explosivstoffe“ spielen zwei zentrale Regelwerke eine Schlüsselrolle: die VDE V 0166:2011-04 und die ATEX-Richtlinie 2014/34/EU. Beide Normen stellen höchste Anforderungen an die Sicherheit – jedoch mit unterschiedlichem Fokus, der sich in der Praxis oft überschneidet:

  • VDE V 0166 legt Anforderungen an Anlagen fest, in denen Explosivstoffe (z. B. TNT, Nitroglycerin, Plastiksprengstoff, Schwarzpulver, o.ä.) verarbeitet oder thermisch behandelt werden. Die Anlage ist so auszulegen, dass im Falle einer Zündung einer explosionsfähigen Atmosphäre die Auswirkungen durch konstruktive Maßnahmen beherrscht werden und keine Gefährdung nach außen entsteht.

  • Die ATEX-Richtlinie gilt für Geräte und Schutzsysteme, die in einer explosionsfähigen Atmosphäre eingesetzt werden – unabhängig davon, ob diese innen (z. B. in einer Ofenkammer) oder außen in der Umgebung vorliegt. Eine explosionsfähige Atmosphäre ist jede Mischung aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen, Nebeln oder Stäuben, in der sich eine Verbrennung nach Zündung ausbreiten kann.


Ziel: Der Ofen darf keine Zündquelle für die Atmosphäre darstellen.


Beide Normen können einen Ofen für Explosivstoffe betreffen:
Er muss im Inneren sicher mit gefährlichen Stoffen umgehen und zugleich keine Gefahr für die Umgebung darstellen – je nach Einsatzort und -zweck.

Beide Normen verfolgen ein Ziel:
maximalen Schutz für Menschen, Technik und Betrieb.


Verwendungszweck

Explosivstofföfen werden eingesetzt in der Verteidigungsindustrie (Wirksysteme, Munitionsherstellung), bei der Pyrotechnik- und Sprengstoffproduktion sowie in Laboren und Forschungseinrichtungen.

  • Trocknung von Sprengstoffen (z. B. TNT, Nitroglycerin, Plastiksprengstoffe)
  • Alterungs- oder Stabilitätsprüfungen an Explosivstoffen
  • Erwärmung von pyrotechnischen Mischungen vor der Verarbeitung
  • Trocknung von Treibladungspulvern* (z.B. NC-Pulver, Schwarzpulver)
    (*Hier gelten zusätzliche Sicherheitsvorgaben)
  • Analyse thermischer Zersetzung (z. B. im Rahmen der Forschung)

Technische Merkmale eines Explosivstoffofens gemäß VDE V 0166 (2011-04)

Ein Ofen für Explosivstoffe nach VDE V 0166 (auch Explosivstoffofen oder Sicherheitswärmeschrank für Explosivstoffe) ist ein speziell konstruierter Wärmeschrank oder Ofen, der dazu dient, explosive Stoffe oder Zündmittel sicher zu erwärmen, auszuhärten, zu trocknen oder zu lagern, ohne dass es zu einer Zündung kommt.

Technischer Sicherheitsbericht
Basis jeder Anlage ist ein technischer Bericht, der zusammen mit einem anerkannten Sachverständigen
erstellt wird. Dieser sollte folgende Punkte umfassen:

  • Analyse der Explosivstoffe inkl. Zünd-/Zersetzungstemperaturen, Flammpunkt
  • Ableitung sicherer Betriebs- und Temperaturbereiche
  • Auslegung von Heizmedium und Beheizungsart
    (immer indirekt, z. B. Thermalöl, Wasser oder Dampf)
  • Vorgaben zur Regelgenauigkeit (z. B. ±2 K)
  • Erforderliche Filter- und Schutztechnik

Werden aus den Explosivstoffen zusätzlich brennbare Gase/Dämpfe freigesetzt, greift zwingend auch die ATEX-Richtlinie.

 

Zoneneinteilung nach VDE V 0166 (beispielhaft: E-Zone E1 und E2)

  • E1 (Innenraum der Ofenkammer):
    Betriebsmittel müssen eine Oberflächentemperatur deutlich unterhalb der Zersetzungstemperatur der Explosivstoffe einhalten (je nach Stoff) und die Schutzart mind. IP64 (nach DIN EN 60529) erfüllen.
  • E2 (Aufstellraum / Außerhalb der Ofenkammer):
    ebenfalls temperaturbegrenzt und die Schutzart mind. IP54 (nach DIN EN 60529) erfüllen.

Zoneneinteilung nach ATEX-Richtlinie 2014/34/EU „Ex-Zonen“ (beispielhaft: Ex-Zone 1 und 2)

  • Zone 1 (2G) (Innenraum der Ofenkammer):
    Eine explosionsfähige Atmosphäre tritt im Normalbetrieb gelegentlich auf.
  • Zone 2 (3G) (Aufstellraum / Außerhalb der Ofenkammer):
    Eine explosionsfähige Atmosphäre tritt im Normalbetrieb nur selten und kurzfristig auf.

Sicherheitsausstattung unserer Explosivstofföfen

Eine Ofenanlage gemäß Explosivstoffrichtline VDE V 0166 und/oder ATEX-Richtlinie 2014/34/EU wird an Ihre Anwendung in Zusammenhang mit dem Sicherheitsbericht ausgelegt.

Folgende Ausstattungen spielen eine wesentliche Rolle:

  • Temperaturkontrolle & Not-Abschaltung:
    - Präzise Temperaturregelung, um lokale Überhitzung zu vermeiden
    - Temperaturbegrenzer nach DIN EN 60730-1 mit sicherer Abschaltung bei Grenzwertüberschreitung
    - Not-Aus-Schalter außerhalb der Zonen E1/E2
     
  • Druckentlastungseinrichtungen/Berstscheibe
    - Berstscheiben oder Entlastungseinrichtungen verhindern gefährlichen Überdruck bei Zündung
     
  • Elektrische Sicherheit
    - Alle elektrischen Bauteile (Heizung, Sensoren, Lüfter, Schaltschränke etc.) zonengerecht ausgelegt oder außerhalb der Ex-Zone montiert
     
  • Mechanische Sicherheit / Materialauswahl
    - Edelstahl-Innenraum (1.4571/1.4404), schlagfunkenfrei, dichtgeschweißt, elektropolierte Schweißnähte
    - Antistatisch und leitfähig, keine Zündfunkenbildung
    - Staubabsaugung und Niederschlagung, damit kein Explosivstoffstaub in Umluftsysteme gelangt
     
  • Energievarianten
    - Indirekte Beheizung (mittels Thermalöl, Wasser oder Dampf) – keine offene Wärmequelle
    - Optional: Inertisierung mit Schutzgas (z. B. Stickstoff), um Sauerstoff zu verdrängen

Warum auf einen caldatrac® Ofen für Explosivstoffe setzen?

  • Sichere Auslegung und Betrieb gemäß Explosivstoffrichtlinie VDE V 0166 und/oder ATEX-Richtlinie 2014/34/EU
  • TÜV-Prüfzertifikat (Einzelprüfung) oder durch einen vergleichbaren Sachverständigen für Ofenanlage
  • Edelstahlbauweise für Langlebigkeit und maximale Betriebssicherheit bei ordnungsgemäßer Reinigung
  • Maßgeschneiderte Planung und Integration in bestehende Fertigungsprozesse
  • Energieeffizient durch optimierte Luftführung, Frequenzumrichter und Wärmeisolierung


Engineering-Insight – Mehr Technik für Praktiker
Unsere Ofenanlagen für Explosivstoffe sind bis ins Detail durchdacht:

  • bedienerfreundlich, einfach zu bedienen
  • langlebig durch Verwendung hochwertiger Komponenten
  • Temperaturhomogenität durch präzise Sensorik und Luftführung
  • SIL-2 bzw. PL „d“- konforme Ausführung standardisiert möglich
  • Industrie 4.0-fähige SPS mit Fernwartung, Logbuch, Alarmfunktionen
  • Integration externer Chargenfühler (z. B. Pt100) mit ISO-konformer Auswertung


Wirtschaftlichkeit & Investitionssicherheit
Unsere Vorteile auf einen Blick:

  • Kompatibel mit bestehenden Thermalöl-/ oder Warmwassersystemen
  • Modular erweiterbar für zukünftige Anforderungen
  • Reduzierte Wartungs- und Betriebskosten
  • Lange Lebensdauer durch korrosionsfreie Materialien
  • Unterstützung bei Inbetriebnahme, Schulung und Wartung durch unser Serviceteam
  • Vorbereitete Dokumentation für Zertifizierungen nach ISO oder AQAP
  • Komponenten namhafter Hersteller (Siemens, PILZ, SEW, Danfoss, JUMO, VEM, Rittal etc.)

Fazit

Sicherheit ist kein Zufall
Ein Explosivstoffofen ist mehr als nur ein technisches Gerät – er ist ein elementarer Baustein für die Sicherheit im Betrieb. Ohne eine Auslegung nach VDE V 0166 und der ATEX-Richtlinie entstehen Risiken, die verheerende Folgen haben können: für Menschen, die Technik und die wirtschaftliche Stabilität eines Unternehmens.

Warum Explosivstofföfen nach VDE V 0166 unverzichtbar sind?
Ein Beispiel zeigt, wie ernst die Gefahr sein kann: Schon ab einer Menge von nur ca. 1 kg Schwarzpulver kann eine Massenexplosion entstehen, weil sich der Stoff selbst verdämmt. Ohne geeigneten Explosivstoffofen wird dieses Risiko nicht beherrscht – mit potenziell lebensgefährlichen Konsequenzen.

Fehlt eine sichere Konstruktion, kann schon eine kleine Unachtsamkeit im Umgang mit Explosivstoffen zu einer unkontrollierten Zündung führen. Die Konsequenzen reichen weit über die Gefährdung von Menschen hinaus: Hohe Sachschäden, steigende Reparaturkosten, Lieferverzögerungen und Produktionsausfälle belasten die wirtschaftliche Stabilität. Versicherungen verweigern zudem häufig die Regulierung, wenn keine  normgerechte Auslegung vorliegt.

Auch rechtlich drohen schwerwiegende Folgen: Von Bußgeldern bis hin zur behördlichen Stilllegung. Zusätzlich leidet die Produktqualität – ohne präzise Temperaturregelung sinken Wirksamkeit und Stabilität der Explosivstoffe.

Unternehmen riskieren damit ihre Zukunftsfähigkeit: Altanlagen lassen sich nur schwer aufrüsten, internationale Kunden und Behörden fordern heute den klaren Nachweis eingehaltener Sicherheitsstandards.

Entscheidungssicherheit durch echte Langfristvorteile Sicherheit ist kein Zufall.
Ein Explosivstoffofen nach VDE V 0166 und ATEX-Richtlinie ist keine Option, sondern die Voraussetzung für einen sicheren und wirtschaftlich stabilen Betrieb. Unsere Anlagen sind keine kurzfristige Anschaffung, sondern ein dauerhaft verlässlicher Bestandteil Ihrer Sicherheitsinfrastruktur. Ob für neue Produktionslinien oder als Ersatz für bestehende Technik – WKM steht für geprüfte Qualität, maximale Betriebssicherheit und echte Entscheidungssicherheit. Damit Risiken gar nicht erst entstehen – heute und in Zukunft.